reflexive spaces : Geometry of Space

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Upside down Cities

Die Stadt ist ein begrenzter Ort, in dem Wegenetze, Gebäude, Verkehr, Natur und Menschen mit Hilfe von übergeordneten Strukturen verbunden und vernetzt werden. Eine Stadt wächst oder schrumpft, bewegt sich als strukturelles System in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und reagiert auf Einflüsse von innen und außen. Die verschiedenen Perspektiven auf das Gefüge einer Stadt sind immer Bruchstücke oder Teile: ob Luftbild, Stadtkarte, Architekturentwurf, Parkanlagen, Öffentliche Gebäude, Privaträume, Erinnerungsbilder, individuelle, subjektive Blicke – eine gesamte Erfassung oder Definition einer Stadt bleibt unbestimmbar.
Susa Templin formt, klebt, collagiert papierene Modelle einer Stadt mit ihren Innenräumen. Sie bestückt diese mit Fotografien, setzt Öffnungen, Schnitte, Leerstellen und variiert mit Zeichnung, Fotografie und Assamblage den filmischen Effekt von Nahaufnahme (Zoom) und Weitblick (Totale): Hausfassade, Hinterhofblick, eine Hand, ein Mund, mit Bleistift skizzierte Fensterrahmen sind Motive, die verdeckt, verschoben, offen gelegt oder entblößt äußere und innere Facetten, intime und anonyme Perspektiven wiedergeben. Der innere Blick aus dem privaten Raum – begrenzt und separiert im Ganzen (der Stadt), als der kleinste, subjektivste Bestandteil – stößt gegen äußere Räume und Flächen der Stadt, gegen Architekturelemente und Fassaden. Das verletzbare Ich, das weiche Körperliche einer Schulter oder Beines setzt Susa Templin gegen oder in kühle, sperrige Materialien und Oberflächen, die Außenräume oder auch eine isolierende Hülle, eine Innenwand andeuten.
Beim suchenden Ansehen, Entdecken und Erkunden Susa Templins Modelle gerät der Betrachter in einen Zustand des bewegten Sehens (er muss sich bewegen, um die Einblicke zu erhalten).
Das, sich in der bewegten Wahrnehmung formende Bild oder Bildband ist ein Ensemble aus variierenden Teilen, Fragmenten und Andeutungen: Ein virtuelles Bild von Räumen und einer Stadt entsteht. (siehe: Das Bewegungs-Bild bei Gilles Deleuze)
Susa Templins Räume sind Provosorien und deuten dadurch in sich Beweglichkeit und Veränderung an, sie sind gestückelt und verschachtelt. Mit ihnen zeigt und stülpt Susa Templin Intimes, Nahes nach außen, bringt es an die Schnittstellen und Kanten des Anonymen, zieht Außenflächen nach Innen und definiert so den unbenannten Raum und Zustand des Lebens, das physische und psychische Dasein in einer Stadt. Auf diese Weise wirft sie die existenzielle Frage auf, inwieweit die innere Welt, der private Raum die äußere Welt integriert, zulässt, offenbart – und umgekehrt.
Susa Templins Modelle sind instabile, lose, fragile Entwürfe und spiegeln thematisch die offen bleibende Antwort auf die Frage wieder, in welchen realen, imaginären, sich stetig ändernden Räumen und Lebens-Entwürfen wir uns tatsächlich befinden.
Die Stadt, mit ihren privaten Rückzugsorten, Gedanken-Räumen, Traumbildern, Visionen und deren Wahrnehmungsschichten ist ein Gebilde, dessen Ausdehnung sich einer topologischen Ordnung entzieht, und das sich immer wieder ändert, formt, neu gliedert. Susa Templins Raummodelle sind selbst Teilstücke, Module in diesem beweglichen Gebilde Stadt: Sie sind umgekehrte, umgestülpte Räume (Upside Down Cities) ihrer Wahrnehmung einer Stadt, verortet zwischen dem Konstrukt und dem Individuum, an denen der Betrachter seine Imaginationen und Erfahrungswelten wiederum andocken kann.
Die Möglichkeiten der Berührung und der Berührungsstellen in diesen konträren Schichten der Stadt, und des Daseins in ihr bleiben ebenso fragil, bruchstückhaft, wie flüchtig: Es sind diese ephemeren Zwischenräume (oder: spacing, engl. Zwischenraum, Abstandsfläche, Wellenlänge, Intervall): Die Orte des privaten, intimen Raumes im Abstand zum Topos Stadt, die Susa Templin modelliert und in eine poetische Bildsprache übersetzt.
Birgit Szepanski, 2008

Lyrical Space

...Recently, I asked Susa Templin about her new studio in Berlin: is her studio separate from her apartment now? And is it larger? Yes, it is separate, she told me, and though it is not much larger than her apartment in New York City was, she does not live in it, so the amount of space in her studio has increased. She went on to say that she is actually getting involved in some real deconstruction: she is having the drop ceilings in her studio removed and is punching holes in the walls and real ceiling—now she is cutting holes and peeling back layers not merely in her architectural models, but in the architecture of her studio. Perhaps we are now seeing in her work the fruits of that expanded space.
E.C. Emmer