Zu den Photographien von Susa Templin
Die Photographien von Susa Templin lassen sich als montierte Einzelbilder ansehen, bestehend aus Photographien und Zeichnungen. Gleichzeitig erklären sie sich als skizzierte Visionen, die sich, in Serien zusammengestellt, zu Bauplänen gesellschaftlicher Utopien erweitern. Insofern haben die synthetisierten Bilder Anteil an einem Gestaltungswillen, der sich vorerst auf Entwürfe einlässt, auch wenn Susa Templin, wie im Moment fur die Expo 2000, an der übertragung in dreidimensionale Grossmodelle arbeitet, um sie durch ihre reale Benutzbarkeit in spielerische Beweise ihrer Machbarkeit umzusetzen.
Auf ihren Photographien gehen Urbilder des Empfindens, wie das Baden in grenzenlosem Wasser, überblendend ein in die Gedrängtheit der städtischen Zivilisation. Das eine funktioniert als blaufarbene Vergewisserung der lch-ldentität, das zweite als der Ort der Auflösung im Mix der Möglichkeiten. Die neuen Bilder, die seit 1997 in New York entstehen, scheinen eine Suche nach Heim und Heimat zu verbinden mit einer Sehnsucht nach totaler Involvierung in das historisch Vorgeformte der Stadt als Moloch. Reality-TV meets Mystery-Train als Mikro-Makro-Cross-Over. Es will echt sein. Das könnte vielleicht zur überschwänglichkeit werden, wenn nicht die verwendeten Mittel, ökonomisch und ärmlich gebastelt, den schieren Wunsch ins Bild brächten, dem sich niemand in den Weg stellen möchte.
Die gefalteten Fotos mit Häuschen und Wasserbecken bewahren ihren vollständigen Anspruch, ohne sich im artifiziellen Umsetzen zu verheddern. Die mannigfaltige Realisierung zur magischen Architektur bleibt eine Versuchung.
Konstantin Adamopoulos,
Frankfurt/M. 1999
Text zur Ausstellung "Slow moves into Urban Space", 1999
kuratiert von Konstantin Adamopoulos